Aliya (hebr. Einwanderung): Die
erste Aliya fand zu Ende des 19.Jahrhunderts statt, kleine Gruppen,
hauptsächlich aus Polen, wanderten nach Palästina aus. Es folgten weitere
Phasen der Einwanderung. Bis heute ist die Aliya ein zionistisches Ideal –
Einwandern und Leben in Israel.
Betar (Kürzel für Brit Trumpeldor):
revisionistisch-zionistische Jugendbewegung, gegründet 1923. Sie bereitete
auf die Einwanderung in Palästina vor. In Jugendcamps wurde die hebräische
Sprache gelernt, es wurden Seminare zur jüdischen Kultur gegeben und, im
Unterschied zu anderen Jugendgruppen, war das Training der
Selbstverteidigung zentral. Trumpeldor war einer der Hauptideologen der
Gruppe in der Gründungszeit.
"Bund" - "Allgemeine Jüdische
Arbeiterbewegung", kurz Bund: wurde 1897 in Wilna gegründet. Er verstand
sich als Teil der Internationalen Arbeiterbewegung, Mitglieder des Bund
kämpften z.B. im Spanischen Bürgerkrieg. Der Kommunismus stalinistischer
Prägung wurde abgelehnt. Ein Ziel des Bund war die Anerkennung der jüdischen
Bevölkerung als nationale Minderheit: Bei der Gründung der Bewegung hieß es:
Als Proletarier müssen die Juden die politische Freiheit, als Juden die
politische Gleichberechtigung erkämpfen. Ein weiteres Ziel war die
Anerkennung der jiddischen Sprache in Schule und öffentlichem Leben.
Der Leitgedanke des Bund von einer national-kulturellen
Autonomie ging einher mit der Einschätzung, dass Klassengegensätze vor allem
sozial und nicht national seien. Der Bund bezeugte Loyalität zu anderen
Arbeiterparteien, und betonte gleichzeitig das bewusste "Andere" der eigenen
Gruppe.
Der Bund engagierte sich in Arbeitskämpfen gegen schlechte
Arbeitsbedingungen, für die Verkürzung der Arbeitszeit in den jüdischen
Kleinbetrieben und Lohnerhöhungen in den Fabriken, gründete jüdische
Gewerkschaften. Gegen Streikbrechergarden wurden jüdische Milizen
aufgestellt, die auch den Kern der Selbstschutzorganisation gegen Pogrome
bildeten. Im Jahre 1903 etwa stießen antijüdische Angreifer in Schitomir auf
bewaffneten Widerstand. Der Bund errichtete ein Organisationsnetz im
gesamten osteuropäischen Raum. In Polen bestand der Bund bis 1940. In den
Ghettos waren viele Mitglieder des Bund in Widerstandsaktivitäten
eingebunden.
Chassid (Pl. Chassidim, hebr. die
"Rechtschaffenen, Frommen"): Die Bewegung des Chassidismus entstand im 18.
Jahrhundert und basierte auf den Gedanken von Israel Ben Elieser (genannt
Baal Schem Tov, kurz Baalschem – Meister des guten Namens). Die Bewegung
verband volkstümlich magische Vorstellungen mit kabbalistischen Lehren. Ein
wesentliches Merkmal des Chassidismus war die Aufhebung religiöser
Wertunterschiede zwischen rabbinischen Gelehrten und dem einfachen Volk.
Jeder Fromme konnte mit aufrichtigem Glauben die Stufe eines Zaddik,
eines Gerechten erreichen. Es entstand eine neue Art der Frömmigkeit, wonach
der Chassid sich nicht durch Gelehrsamkeit auszeichnen musste, sondern durch
die Intention seiner Gebete. Anhänger des Chassidismus waren in allen
Berufen und Schichten vertreten. Es bildeten sich regelrechte
Zaddik-Dynastien mit prunkvoller Hofhaltung und berühmten chassidischen
Meistern. Eine Gegenbewegung zu den Chassidim bildeten die Mitnagdim.
Cheder (hebr. "Zimmer"): Religiöse
Grundschule für Kinder in den ersten Lernjahren.
Chewra Kaddisha (hebr.
"heilige Gesellschaft"): Die Beerdigungsbrüderschaft arrangiert die
jüdischen Begräbnisse und Trauerzeremonielle.
Diaspora (auch: Galuth, Exil -
Zerstreuung): Bezeichnung für jüdische Existenz außerhalb Israels.
Gaon (hebr. herausragender
Talmudgelehrter): ursprünglich in der historischen Ableitung bezeichnet
"Gaon" einen Leiter der Talmudakademien speziell in der Babylonischen Zeit.
Übertragen ist es eine der höchsten Auszeichnungen für einen Talmudforscher.
Elijah Ben Salman Salomon Zalman (1720-1797), der Gaon von Wilna, war
nicht nur ein großer Talmudkenner, sondern auch ein Gelehrter aller
jüdischen Wissensgebiete, der Halacha – Religionsgesetze, und der Kabbala –
Mystik. Die Legende erzählt, dass er schon als 5jähriger ein umfassendes
Wissen über die ersten fünf Bücher der Bibel gehabt habe. Er wollte über das
Studium der heiligen Schriften zu klaren Entscheidungen der Halacha kommen,
zog auch naturwissenschaftliche Erkenntnisse hinzu. Er wurde zu einer der
wichtigsten Autoritäten für die Entwicklung des modernen Judentums. Rabbi
Salman unterstützte die Übersetzung wissenschaftlicher Werke in das
Hebräische, lehnte jedoch Haskala ab. Er gehörte zu den Mitnagdim,
den vehementen Gegnern des Chassidismus.
Halacha: verbindliche
religionsgesetzliche Überlieferung, gültige Religionsgesetze.
HeChalutz (Pl. Chalutzim, hebr.
der Pionier): zionistische Dachorganisation, die Idee entstand 1881 nach
Pogromen in Russland. Die Bewegung war beeinflusst von revolutionären
russischen Gedanken und bereitete praktisch auf die Einwanderung und
landwirtschaftliche Besiedlung in Palästina vor. Einer der Aktivisten
bezeichnete den Spaten und den Pflug, anstatt Schwert und Gewehr, als Waffen
dieser Bewegung. Hebräisch und Arabisch sollten als Sprachen gelernt werden
und kooperative und kollektive Siedlungen entstehen. Es entstanden
unterschiedliche Gruppen in Europa, Nord- und Südafrika, den USA und
Lateinamerika, die keine einheitliche Ideologie vertraten.
HaPoel HaZair (hebr. der
junge Arbeiter): zionistische Arbeiterpartei, gegründet 1905 von Pionieren
der 2. Alija.
HaShomer
HaZair (hebr. der junge Wächter): zionistisch-sozialistische
Jugendbewegung, wurde 1913/14 in Polen gegründet. Sie war beeinflusst von
den revolutionären Aufbruchideen in Russland wie auch von der britischen
scout-Bewegung (Pfadfinder). Aus den Erfahrungen der ständigen Verfolgungen
entstand das Konzept, in Palästina Kibbutzim zu errichten, in denen ein
kollektiver Lebensstil praktiziert werden sollte. Eine Synthese aus
jüdischer Kultur und universeller philosophische Werte waren die Grundlage,
der Aufbau und die Verteidigung des Staates Israel das Ziel. Viele
Mitglieder waren maßgeblich am Widerstand in den Ghettos beteiligt.
Haskala (hebr. jüdische
Aufklärung): Die Gedanken der Aufklärung waren aus Deutschland nach
Osteuropa gelangt. Der jiddische Volksmund nannte die Vertreter der
Aufklärung "die Dessauer", nach dem Geburtsort des deutschen Juden Moses
Mendelssohn, der als Begründer der Aufklärungsbewegung gilt. Er betonte die
Wichtigkeit der jüdischen Tradition und jüdischen Werte, plädierte parallel
für die Teilnahme am säkularen intellektuellen und kulturellen
nichtjüdischen Leben. In Westeuropa ging die Bewegung mehr und mehr den Weg
der Assimilation, während in Osteuropa der Gedanke beibehalten wurde, auf
dem Boden der jüdischen Tradition und mit Hilfe säkularer Ideen, die
Vorurteile, denen das Judentum ausgesetzt war, zu überwinden. Wichtige
Neuerungen brachten die Aufklärer z.B. in dem Bereich der Erziehung: Neue
Schulen für Jungen und Mädchen entstanden, in denen auch weltliche Fächer
und mehrere Sprachen unterrichtet wurden.
Jeschiwa (Pl. Jeshiwot, hebr.
Sitzungsplatz): Hochschule für Talmudstudien
Jiddisch: Die Juden brachten ihre
Sprache mit nach Osteuropa – Jiddisch – und hielten diese an das
Mittelhochdeutsch angelehnte Sprache in der Alltagskommunikation innerhalb
ihrer Gemeinden aufrecht. Im Laufe der Zeit veränderten sich einige
Ausdrücke und Bezeichnungen und wurden angepasst an lokale Sprachwendungen.
Doch konnten sich Juden von Süden bis Norden, von Galizien bis Estland bis
in das 20ste Jahrhundert ohne Probleme verständigen. Durch den Handel und
das Leben in polnischen, lettischen oder weißrussischen Städten und
Schtetlech (jidd. kleine Städtchen) sprachen viele meist zwei oder drei
Sprachen.
Joint Distribution Committee (kurz:
Joint): Jüdische Organisation, die 1914 in den USA gegründet wurde mit dem
Ziel weltweit Juden finanziell zu unterstützen. Während des 1. Weltkrieges
sammelte der Joint 15 Millionen Dollar für medizinische Hilfe, Lebensmittel
und Kleidung für Kriegsflüchtlinge. Nach dem Krieg half er vielen Juden, die
vor Pogromen aus Russland und Polen geflohen waren. Als die Nazis ihre Macht
ausweiteten, unterstütze die Organisation, so weit es möglich war, die
Flucht aus den okkupierten Gebieten.
Kabbala: jüdische Mystik,
Geheimwissenschaft in der Tora
Kashrut (hebr.): rituelle
Speisevorschriften und Reinheitsgebote für Speisen
Kehilla (Pl. Kehillot) Seit der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden die jüdischen Angelegenheiten in
Osteuropa durch eine eigene autonome Organisation geregelt – den Vaad
Arba Arazot, den Rat der vier Länder. Die litauischen Gemeinden hatten
bis 1623 Vertreter im Rat, organisierten dann einen eigenen und arbeiteten
über Abgesandte mit dem Vier-Länder-Rat zusammen. Auf lokaler Ebene vertrat
die Kehilla die jüdischen Interessen, es gab eigene administrative,
legislative, juristische und religiöse Institutionen sowie eine für
Erziehung. Rabbis studierten und überwachten die religiöse und moralische
Entwicklung und das kulturelle Leben, die Gemeindeältesten führten die
Verwaltungstätigkeiten. Dieser Rat fungierte in der permanent feindlichen
Umwelt als Vertretung gegenüber den jeweiligen Herrschern, verhandelte über
die zu zahlenden, über dem Satz der nichtjüdischen Bevölkerung, liegenden
Steuern.
Lite war für die jüdische Bevölkerung
Osteuropas nicht ein staatlich begrenztes Territorium: es umfasste Litauen,
einen Teil Nordostpolens und einen Teil Belorusslands.
Mitnagdim (hebr. Gegner): Gegner
der Chassidim. Sie kritisierten, dass das intellektuelle Studium der
Tora niemals durch das gesprochene Wort ersetzt werden könne und warfen den
Chassidim ein falsches Popularisieren der Schrift vor. Eine wortführende
Figur der Mitnagdim war der Wilnaer Rabbiner Elijah Ben Salomon Salman, der
"Gaon von Wilna".
Poalei Zion (hebr. Arbeiter Zions):
zionistisch-sozialistische Partei, begriff sich als Vertreterin des
jüdischen Proletariats. Ende des 19. Jahrhunderts in Russland gegründet,
1907 Weltvereinigung.
Rosch Haschana: jüdisches
Neujahrsfest
Shabbat: der Mittelpunkt des
jüdischen Lebens. Er ist ein Tag der geistigen und körperlichen Ruhe. Der
Shabbat beginnt Freitag, kurz vor Sonnenuntergang und endet 25 Stunden
später.
Schammes (jidd.) Synagogendiener
Vaad Arba Arazot: vgl.
Kehilla
Zaddik (hebr. "der Gerechte"): ein
Meister und geistiger Führer in der chassidischen Bewegung, vgl. Chassid.
Zionismus: politische Bewegung,
die sich Ende des 19. Jahrhunderts herausbildete. Als ein Begründer gilt
Theodor Herzl. Nach den Erfahrungen mit der Dreyfus-Affaire in Frankreich
gelangte Herzl, ein westeuropäischer und assimilierter Jude war zu der
Überzeugung, dass die Gleichberechtigung für Juden in den europäischen
Gesellschaften nicht zu erlangen sei. In dem Buch "Der Judenstaat" und dem
Roman "Altneuland" manifestierte er seine Ideen. Die Ideen des Zionismus
fielen in Osteuropa aufgrund der extremen Erfahrungen mit der feindlichen
Umwelt, von Pogromen, Verfolgung und permanenter Benachteiligung, auf
fruchtbaren Boden. Der Zionismus war nie eine einheitliche Bewegung:
Verbindende Gedanken waren die Erkenntnis, dass in der Diaspora keine
Gleichberechtigung zu bekommen sei und die Notwendigkeit der Emigration. Es
entstanden unterschiedlichste politische zionistische Parteien und Gruppen
(vgl. HaShomer HaZair, Poalei Zion, Revisionisten,
HeChalutz).
Yom Kippur der höchste jüdische
Feiertag. Es ist der Tag der Versöhnung, Buße und Reue.
hagalil.com
11-02-2003